Vogelperspektiven und Ameisenmenschen

Ich fahre durch den Wald und die Landschaft sieht aus, als hätte sich ein 4-jähriger darin ausgetobt. Überall Farbtupfer. Am Himmel, auf den Baumwipfeln. Bisweilen (und mit dieser schaurig-schönen Suizidmusik im Autoradio) komme ich mir wie eine Filmfigur vor. Aber ohne Film.

Irgendwie finde ich dann langsam Spaß am Herumfahren und leiden. "Light". Weil eigentlich gibt es nichts zu meckern, wenn man die Kinder aus den Slums von Rio nach meiner Situation fragen würde. Mein Magen ist voll, neben mir steht ein Sixpack Bier aufm Fahrersitz (endlich mal ein Beifahrer, der einem nichts von "Hey, da ist ne Vorfahrtsstraße!" erzählt), mein Bauch ist mehr oder minder voll und ich hab gerade eine DVD ausgeliehen.

Doch der Mensch ist ja nichts ohne seine Gefühle. Und da ich gerade so völlig entleert von Gefühlen bin, geht mir nochmal dieses Telefongespräch durch den Kopf. Bzw., eine wilde Mixtur aus einigen Gesprächen der letzten Tage.
Da ! Da stehen sie alle am Krankenbett und reden auf mich ein.

Sie : "Und ich bin seit gestern kein Single mehr..."
Sie # 2 : "Ich bin am Freitag in Frankfurt. Hast du Zeit?"
Er : "Ich glaube wirklich, ihr könntet was bei den großen Labels reissen."
Virtueller Vokalkrüppel bei myspace: "Du klingst wie so ne Deutsch-LK Tussi, von wegen "Fairness der Welt! Du müsstest dich selbst mal reden hören !"
Muttern : "Was ist denn mit dir los ? Über irgendwas denkst du doch nach!"
Sie #3 : "Wie geht es dir?"

Tja, wie geht es mir überhaupt ? Ich jammere. Über mein Leben, mein Abgestumpfsein und die Leere die so langsam überschwappt.
Aber es gibt ja schlimmeres.
Krieg im Nahen Osten, Hunger in Afrika, Paris Hilton, Orthodoxe die Madonna als Satanistin bezeichnen.
ABER WAS VERDAMMT NOCH MAL HAB ICH DAMIT ZU TUN ?

Das regt mich jetzt so auf, dass ich mir noch n Bier genehmigen muss. Aber nur mit 2,5 %. Man weiss ja nie.