Reisen und mehr

Donnerstag, 28. September 2006

Einzigartig anders - Pearl Jam & Berlin, 22.09.-24.09.

Entschuldigt die lange Pause, aber diese Woche war mehr los als ich überhaupt geplant hatte, deswegen JETZT erst der Berlin Bericht.

"Sänk ju foar travelling wiss Deutsche Bahn!" nölt der Schaffner ins Mikro. Zu diesem Zeitpunkt haben Sister C. und ich schon eine Odysee in Sachen Zug hinter uns. Wegen einer fünfminütigen Verspätung standen wir am Gleis 7 wie bestellt und nicht abgeholt. Nach einem Abstecher zum Schalter waren wir auch nicht schlauer und beobachteten amüsiert eine rüstige Seniorin mit Stock und einer gehörigen Portion Wut im Bauch die DB Mitarbeiterin zusammenstauchte. Irgendwie erinnerte sie mich sofort an Miss Marple, denn sie argumentierte scharf und plausibel, wenn auch manchmal sehr erbost:

"Moin Zuch is fott. Isch fahr sonst immer von Frankfurt aus und wemmer aomol von Hanau aus fährt donn klappts nett!"

Die Mitarbeiterin schüttelte ebenfalls den Kopf über so viel Unvermögen bezüglich der Fahrplangestaltung und äusserte ihr Mitleid, indem sie sich gemeinsam mit Miss Marple echauffierte.
Gerade in dem Moment meiner Notiz treffen wir Miss Marple wieder. Sie hat es doch noch in unseren Zug geschafft und meint trocken : "Tja, der Ärger ist ja, dass ich im verpassten Zug eine Reservierung hatte. So hab ich wenigstens einen Grund mit direkt bei den Fritzen der DB zu beschweren, sonst denken die noch DIE ALTE FUCHTELT DA MIT IHREM STOCK RUM UND NICHT MAL NEN GRUND!"
Sie rückt das Image der DB ins rechte Licht, indem sie von einer netten Schaffnerin erzählt, die ihr in ihrer Not half. Immer noch schwadronierend und leicht belustigt flüchtet sie dann vom Raucherabteil und verkündet, dass sie sonst geräuchert wird, wenn sie da noch weiter sitzt. Definitiv eine der netten Alten. Wer an der ganzen Theorie darüber interessiert ist, klick am besten hier [runterscrollen bis zum Teil mit der Überschrift "14.09.2006 - Alter..."]

Um 20:05 rollen wir dann endlich in Berlin ein und sinken nach einem superleckeren Asiateller und spottbilligem Bier (0,5 Flasche : 1,50 €!!!) erschöpft, aber glücklich in unsere Betten.

Samstag, 23.09.

Mir fiel gestern Abend noch ein, wieviele Dinge ich doch gerade zum ersten Mal tue...
  • ich bin das erste Mal in Berlin, hab das erste Mal eine 0,5 Flasche [hier den Namen einer renommierten, deutschen Brauerei mit dem Anfangsbuchstaben "B" einsetzen] getrunken, das erste mal ein asiatisches Gericht mit Erdnusssoße gegessen.
Währe ich noch so grübele, finde ich mich am reichhaltigen Frühstücksbuffet wieder, das wir später verlassen um uns vor dem großen Konzert noch einmal ins Touristengewühl zu stürzen.
Mit U-und S-Bahn geht's dann weiter.

Und mann spürt sofort Berlin. Es geht nicht um Sightseeing und den ganzen Kram. Das kennt der Profi. Berlin ist einfach Berlin. Steht in der U-Bahn noch ein Gitarrist mit Panflöte, der ein paar Groschen sammelt, so läuft einem am Hauptbahnhof so manch anerkannter Reggeakünstler über den Weg.

Schließlich wollen alle irgendwo hin.

Und nicht selten spürt man die Seele der Stadt in jedem noch so kleinen Detail. Vor dem Reichstag bestaunen wir dann die ca. 45 km lange Warteschlange und raten, welche der Wartenden wohl heute abend bei Pearl Jam noch ansteht.
Der Abend des Konzertes rückt näher und wir nehmen mal wieder die S-, bzw. U-Bahn zur Wuhlheide. Dort treffen wir Fräggle und warten dann noch anderthalb Stunden in einer nur 300m langen Schlange.

Für sister C wurde das zur Geduldsprobe, während Fräggle und ich uns über die Mitwartenden amüsierten.
Zum Konzert an sich fallen mir gleich 3 Assoziationen ein :

Tanzen, Rührung, Dankbarkeit.

Die spürte man schon bei der fantastischen Vorband "The black keys" (Info ->hier!), die nur zu zweit, dafür mit mächtig Bumms und Blues beeindruckten.
Aber Berlin wäre ja nicht Berlin, wenn wir nicht noch ein Erlebnis der viereinhalbten Art gehabt hätten. Zuerst entdeckten wir die wunderbaren "Beatsteaks", heute mal ganz privat, die 2 Reihen vor uns Platz genommen hatten. So langsam fühlte ich mich wie im Film, denn Jasmin Tabatabai schlenderte mit Bier und Brezel bewaffnet an uns vorbei, was zu Beginn noch Staunen und Bewunderung erregte und dann zum Running Gag avancierte.
Und dann passierte etwas, was mir in meinem kleinen, bescheidenen Konzertgeher-Leben noch nicht passierte. Bei Auftrittszeit war 20:30 angesetzt, doch bereits um 20:15 gingen die Lichter aus und 50 000 Kehlen brüllten, was das Zeug hielt. Diese Band war augenscheinlich wirklich heiss darauf zu spielen und nicht nur ein Pflichtprogramm zu absolvieren. Und seine Nähe drückte Sänger Eddie Vedder nicht nur akustisch, sondern auch in deutscher (!) Sprache aus, feinsäuberlich auf einen großen Zettel notiert sprach er immer wieder die begeisterte Menge an und nicht nur sister C standen bei dem Satz
"Vielen Dank, dass ihr immer zugehört habt..."
die Tränen in den Augen.
Neben den neuen Songs des selbstbetitelten Knalleralbums spielten auch die guten, alten Hymnen wie "Alive", "Why go home", "Given to fly" und "evolution".
Wenn man meint, man müsse die Musik beschreiben die Pearl Jam machen, so muss man sich nur umdrehen und den Menschen auf den Rängen und im Innenraum in die Gesichter sehen : Freunde lagen sich in den Armen, ein Mädchen war so ergriffen, dass es weinte und alle waren logischerweise textsicher und voll bei der Sache, wenn Eddie sein Mikrofon gen Zuschauerraum hielt.
Nach dem Ganzen fühlte ich mich immer noch benebelt als wir in die S-Bahn stiegen und ich hatte noch eine ganze Weile die wunderbaren Melodien und Worte von Eddie und Konsorten im Kopf.
Ich hatte das erste Mal seit langer Zeit wieder richtig Spaß und lernte nebenbei noch ein paar nette Menschen kennen, die den langen Weg aus dem Saarland mit dem Auto (!!!!) auf sich genommen, um Pearl Jam zu sehen.
[Grüße an dieser Stelle, falls ihr das lest. Ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr im Saarland bei eurem Festival mit dem seltsamen Namen. ;)]

Es war so, als hätte ich einen Superkraftstoff getankt, der meine innere Leere auffüllte. Und das hielt auch noch bis zum nächsten Tag an, auch wenn wir schon am Abend entschieden, dass wir früher als geplant fahren wollten.

Sonntag, 24.09.
Abschied ist immer ein bißchen wie Sterben. So erging es mir auch am frühen Morgen, wobei ich mich ausgeruht und fit fühlte. Auch eine absolute Premiere, denn das war in den vergangenen Monaten nicht immer so. Umso melancholischer wurde ich, als wir uns auf dem Weg zum Bahnhof machten.
Aber der Spruch mit dem sprichwörtlichen Koffer stimmt meiner Meinung nach wirklich, denn es gibt noch so vieles zu sehen was wir in der kurzen Zeit gar nicht schafften. Noch ein Grund wiederzukommen, sind die tollen Läden und Menschen, die die Stadt zu der machen, die sie ist : Einzigartig anders.

Bilder und Eindrücke in meinem Fotoalbum

Jung, verbraucht...

und semiprofessionell. Fragt man sich warum, fragt man einmal zuviel.

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